12. April 2022 im Südkurier: Wer kann das Rätsel um die alte Kneipp-Anlage lösen?

Becken am Klinikum sind verschwunden. Luise Mitsch hat sich auf Spurensuche begeben

Von Claudia Rindt

Konstanz – Luise Mitsch ist bekannt dafür, dass sie mit Hartnäckigkeit durchsetzt, was sie für die Senioren in der Stadt für notwendig hält. Die Chefin des Altenhilfevereins möchte Konstanz wieder mit Kneipp-Anlagen versorgen. Diese ermöglichen das therapeutische Wassertreten im kalten Wasser und das Baden von Armen. Mitsch träumt von einer Anlage am See für alle Bürger der Stadt. Auf dem Klinikgelände soll es früher eine solche Anlage gegeben haben, inzwischen ist sie verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt.

Luise Mitsch will Licht in die Sache bringen. Auf einem Bild, das in der Spitalstiftung hängt, sind die Becken zu sehen, und die Klinikeinrichtungen sind exakt verzeichnet: die Bauverwaltung, der Wirtschaftstrakt, der Bettentrakt, die Klinik West, das Altenpflegeheim und eben die Kneipp-Anlagen. Datiert ist das Bild nicht, es stammt aber aus der Hand des Konstanzer Grafikers Erich Hofmann. Der Künstler ist im Jahr 2016 mit über 90 Jahren verstorben. Auf seiner Grafik ist etwas Modernes zu sehen, nämlich der Krankenhaus-Neubau, der 1966 Spatenstich hatte und 1971 eröffnet wurde. Es ist also zu vermuten, dass es die Kneippanlage noch mindestens bis in die 60er- und 70er-Jahre gab. So genau weiß das Luise Mitsch nicht, denn außer diesem Bild hat sie noch keine Spuren zu den früheren Kneipp-Becken ausfindig gemacht. So ist völlig unklar, wann die Anlage eröffnet wurde, ob es noch Zeitzeugen gibt, die sich an die Nutzung erinnern können, und warum sie verschwunden ist. Luise Mitsch hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung. Im Stadtarchiv und bei der Spitalstiftung sei sie mit ihren Recherchen nicht weiter gekommen, auch nicht im SÜDKURIER-Archiv. Luise Mitsch möchte mehr über die untergegangenen Kneipp-Anlagen erfahren. Gleichzeitig arbeitet sie daran, wieder neue in Konstanz zu errichten. Das gehört für sie zur Gesundheitsvorsorge, ähnlich wie die Trainingsstationen für alle Generationen.

Diese hatte Luise Mitsch im Paradies und in Wollmatingen durchgesetzt. Sie hat dafür Spenden von Bürgern gesammelt und die Sportabteilung der Uni sowie die Stadt für ihr Vorhaben gewonnen. Der Altenhilfeverein setzt sich für die Verbesserung der Lebensumstände von alten Menschen ein. Manchen Alterskrankheiten gelte es aber schon in jungen Jahren vorzubeugen, sagt Luise Mitsch. Sie stellt fest: „Bewegung ist die beste Medizin“. Zu den therapeutischen Bewegungen gehört für Mitsch auch das Kneippen. Sie hat ihre eigene Art des Wassertretens geschaffen. Jeden Tag, so berichtet sie, gehe sie in den Garten und spritze sich mit eiskaltem Wasser aus einem Schlauch ab. „Ich schwöre auf die Kaltwassertherapie.“

Damit ist sie nicht allein: Kneippen hat wieder Konjunktur: „Die Natur ist die beste Apotheke“, heißt es auf der Internetseite von Echt Bodensee. Kneipp-Kuren seien einfach zu handhaben und dabei so wirkungsvoll, dass die deutsche UNESCO-Kommission 2015 entschieden habe, Kneippen als traditionelles Wissen und die Praxis nach der Lehre Sebastian Kneipps (1821-1897), eines katholischen Priesters und Naturheilkundlers, als „immaterielles Kulturerbe“ anzuerkennen.

Die Touristiker verweisen auf Kneipp-Anlagen zum Beispiel in Überlingen, Immenstaad und Kressbronn. Auch in Allensbach und auf der Halbinsel Mettnau kann gekneippt werden. Und Ende April 2022 soll eine Kneipp-Anlage am Konstanzer Pflegeheim Margarete Blarer eröffnet werden, diese ist aber nur für die Bewohner gedacht.

 

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